Das Stilfser Joch 2011
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Das Stilfser Joch
(ital. Passo dello Stelvio) ist mit 2.757 Meter über dem Meeresspiegel der höchste Gebirgspass in Italien und nach dem Col de l’Iseran der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen.
Das Stilfser Joch verbindet Bormio im Veltlin, Lombardei, mit Prad im Vinschgau, Südtirol. Auf der Westseite mündet auf 2.503 m die über den Umbrailpass kommende Straße von Santa Maria ein. An der Ostrampe kann man in Gomagoi auf 1.260 m in das Suldental nach Innersulden abzweigen. Auf 2.188 m liegt auf der Ostseite das Berghotel Franzenshöhe.
Die Passstraße ist durchgängig asphaltiert und in der Regel zwischen Ende Mai und November für den Verkehr geöffnet. Die Westrampe von Bormio wird meist etwas früher für den Verkehr geöffnet. Auf dieser Straße herrscht ein starkes Verkehrsaufkommen, vor allem durch Tourismus- und Freizeitfahrten, wodurch der Naturpark stark belastet wird.
Das Gebiet um den Pass bildet seit 1935 den Nationalpark Stilfser Joch.
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Seit einigen Jahren wird am ersten Samstag im September oder am letzten Samstag im August der Radtag Stilfserjoch[3] veranstaltet, bei dem die Straße (von Trafoi bis Bormio) von morgens bis in den späten Nachmittag hinein für den motorisierten Verkehr gesperrt wird und allein den tausenden Fahrradfahrern und (einigen wenigen) Wanderern oder Läufern vorbehalten ist. Seit 2007 ist auch die Straße von Santa Maria im Münstertal über den Umbrailpaß an diesem Tag für den Verkehr gesperrt.
Neuzeit
Um die Passverbindungen nach Norden zu verbessern, wollte Bormio im Jahre 1795 einen der alten Wege, die über das Wormser bzw. Stilfser Joch führten, zu einem Karrenweg (meist einspuriger ländlicher Fahrweg) ausbauen. Aber der Neid der Engadiner, die befürchteten, dass damit der bisherige durch das Engadin führende Handelsverkehr zum Reschen abgelenkt werden würde, verhinderte einen Ausbau. Als im Jahre 1808 Bayern mit italienischen Gebieten einen Handelsvertrag abschließt, kommt es erneut zu Studien zum Bau einer von Bormio nach Norden führenden Passstraße. Neben dem Fraèlepass und dem Wormser Joch betrafen sie vor allem das Stilfser Joch. Die Planung einer weiteren Straße, die über den Gaviapass und durch das Val di Forno ins Martelltal führen sollte, wurde aufgegeben, da sie zu sehr durch vergletschertes Gebiet geführt hätte. Die Entscheidung fiel auf das Stilfser Joch, ein erstes Projekt einer 2,70 m breiten Straße zwischen Bormio und der Passhöhe wurde entwickelt. Bevor die Planungen über die Passhöhe fortgesetzt werden konnte oder mit den Bau begonnen werden konnte, änderte sich die politische Lage in Europa so sehr, dass es Wichtigeres gab als den Bau einer Handelsstraße.
Die moderne Straße
Die etwa 50 km lange Straße über das Stilfser Joch wurde von 1820 bis 1826 vom österreichischen Kaiserreich unter der Leitung von Carlo Donegani[2] gebaut, um die Lombardei, die zum Kaiserreich Österreich gehörte, schnellstmöglich mit den anderen Reichsteilen zu verbinden. Im Ersten Weltkrieg verlief zwischen 1915 und 1917 über das Stilfser Joch die Italienfront. Aus dieser Zeit sind dort noch heute Überreste von Stellungsanlagen zu erkennen. Die Straßenführung wurde seit dem Bau kaum verändert. Bis heute besteht die kurvenreiche Nordost-Rampe von Prad (915 m) aus 48[2] nummerierten Kehren.
Umgebung:
Südlich des Stilfser Joches beginnt das Ortler-Massiv, mit dem Ortler-Hauptgipfel (3.905 m s.l.m.) als höchste Erhebung. Die ersten Gipfel dieses Massivs sind der 3.095 m hohe, leicht zu ersteigende, jedoch selten begangene Monte Scorluzzo mit umfassender Sicht auf die Passhöhe, die Ortlergruppe, auf den Umbrailpass und ins beginnende Sondrio sowie der schon im Sommerskigebiet befindliche 3.174 m hohe Monte Livrio. Nördlich des Stilfser Joches schließt sich die Dreisprachenspitze (2.843 m) an. Dies ist der Punkt, an dem die drei Regionen Lombardei, Südtirol und der Kanton Graubünden (Schweiz) aufeinander treffen. Lohnend ist eine Fußwanderung beginnend von der Passhöhe auf der nördlichen Talseite parallel oberhalb der Passstraße auf markiertem Bergsteig bis nach Trafoi. Von Trafoi aus führt ein Fussweg auf den Gipfel des Ortlers.
Vorzeit:
Das Stilfser Joch, benannt nach der Ortschaft Stilfs östlich des Passes, gehörte nie zu den überregional bedeutenden Pässen – im Gegenteil, er stand bis zum Bau der Stilfser-Joch-Straße immer im Schatten des Umbrailpasses. Dieser wurde in früheren Zeiten „Wormser Joch“ genannt, nach der Ortschaft Bormio, zu deutsch Worms. Auch das Stilfser Joch nannte man einst „Wormser Steig“. Wenn auch der damalige Passverkehr über das Stilfser Joch sicher nicht rege war, wurde der Pass sicher doch immer wieder begangen. Funde lassen auf eine Nutzung in der Bronzezeit schließen.
Archäologisches Zeugnis für einen Verkehr über das Stilfser Joch scheint eine Kultstätte an den heißen Quellen von Bormio zu bieten. Dort fand man ein Fragment eines Steinreliefs, das eine überlebensgroße Götterfigur mit einem Hörnerhelm, einem Schild und Standarte zeigt. Ihr nähert sich ein Mann mit kurzem Rock und einem Messer am Gürtel, welcher ein Horn bläst. Auch er scheint eine Lanze zu halten, mit einem daran befestigten Schild, vielleicht eine Weihegabe an den Gott. Der Steinfries wurde auf das 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr., also die Eisenzeit, datiert.
Zur Zeit der Römer führte ein Saumweg über den Pass, der eine gewisse Bedeutung hatte, da er einen schnellen Zugang und Flankenschutz für die über den Reschenpass führende Via Claudia Augusta bot.
Mittelalter:
Auch das Mittelalter hindurch fand das Stilfser Joch eine gewisse Verwendung, um in der Neuzeit als Passweg selbst von Einheimischen kaum noch genutzt zu werden. Im Dreißigjährigen Krieg, in den zwar fast ganz Europa einbezogen war, der aber hauptsächlich auf deutschem Boden tobte, wurde das Stilfser Joch mehrfach vom Militär genutzt. Im Jahre 1632 ziehen mailändische Truppen über das Stilfser Joch um dem österreichischen Erzherzog Leopold beizustehen. Im Jahr darauf zog erneut ein mailändisches Heer mit 12.000 Soldaten und 1600 Pferden über das Stilfser Joch, während der Herzog von Mailand mit seinen Gefolge den Weg über das Wormser Joch wählte. Und wiederum ein Jahr später zog der spanische Kardinalinfant Don Fernando, der Bruder des spanischen Königs, mit 21.000 spanischen Soldaten über das Stilfser Joch ins Vinschgau.